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Wie bewerbe ich mich auf dem deutschen Arbeitsmarkt?

Wie bewerbe ich mich auf dem deutschen Arbeitsmarkt?

Das Abschicken einer Bewerbung ist der erste und auch nicht selten der letzte Kontakt zu einem potenziellen Arbeitgeber. Eine Einladung zum Vorstellungsgespräch sichern Sie sich nur mit einem überzeugenden Lebenslauf. Das wiederum bringt Sie noch einen Schritt näher zu einer Anstellung. Doch anders als beim Kauf eines Lotterieloses haben Sie in einem Bewerbungsprozess Einfluss auf Ihre Erfolgschancen. Es reicht beim Erstellen Ihres Lebenslaufs diese Tipps zu beachten, damit Sie bei Ihrem Traumarbeitgeber auf den ersten Plätzen unter den potenziellen Mitarbeitern landen.

Weniger ist mehr
20-jährige Erfahrung schreckt Arbeitgeber ab und ist in den meisten Fällen auch überflüssig. Berufliches Fachwissen eignen wir uns in etwa 2 bis 5 Jahren an. Mit 8 Jahren Erfahrung gelten die meisten Fachkräfte als Seniors auf ihrem Gebiet. Beim Erstellen des Lebenslaufs definieren Sie Ihre berufliche Nische. Von welchem Thema sind Sie so richtig begeistert? In welche Richtung würden Sie sich gerne weiterentwickeln? Wie viel Erfahrung haben Sie bereits auf diesem Gebiet?
Seien Sie jedoch realistisch und lernen Sie den lokalen Arbeitsmarkt kennen. Welche Arbeitgeber suchen welche Spezialisten mit welchen Kompetenzen am häufigsten?
Präsentieren Sie sich als ein idealer Kandidat, indem Sie die Qualifikationen betonen, die der Recruiter in der Stellenanzeige genannt hat. Verlangen Sie nicht von ihm Rätsel in Bezug auf den Verlauf Ihrer Karriere zu lösen – je weniger er analysieren muss, desto schneller wird er eine positive Entscheidung treffen.

Ein zweiseitiger Lebenslauf reicht in der Regel
Der häufigste Fehler beim Erstellen des Lebenslaufs passiert beim Hinzufügen von neuen Stationen des Werdegangs zu einer „alten“ Version Ihres Lebenslaufs. Dafür haben Sie aber keinen Platz – verschwenden Sie nicht die Zeit des Lesers. Der Rekruiter ist nicht an jedem Detail Ihrer Karriere interessiert, sondern lediglich an den neusten und wichtigsten Erfahrungen, die relevant für seine Vakanz sind. Daher sollten eine, maximal zwei Seiten genügen, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Der Lebenslauf dient nicht der Dokumentation jeder einzelnen Aufgabe, sondern ist ein Marketing-Pitch, mit dem Ziel, dass der Verfasser zum Vorstellungsgespräch eingeladen wird.
Die Zielvorgabe von zwei Seiten erfordert Reflexion. Seien Sie kritisch was die angegebenen Informationen angeht. Als Kandidat können Sie an einigen Erfahrungen aus der Vergangenheit sehr hängen, auch wenn sie nicht mehr zu Ihrem beruflichen Profil passen. Das bedeutet, dass, wenn eine neue Station zum Lebenslauf hinkommt, eine der älteren weniger wichtigen Stationen gekürzt oder gänzlich entfernt werden sollte. Jede Lebenslaufversion sollte eine interessante und, soweit das geht, konsequente und kohärente Geschichte erzählen.

Berufliche Lücken disqualifizieren Sie nicht
Die Kaminkarriere als die einzig mögliche Karriereart gehört der Vergangenheit an. Sie wird immer mehr von der Mosaikkarriere abgelöst, die wiederum durch ein breites Spektrum an beruflichen Erfahrungen in Bezug auf Branchen, Funktionen und Beschäftigungsformen gekennzeichnet ist. Begleitet wird diese neue Karriereart in der Regel durch den Wunsch nach Work-Life-Balance, die Suche und das Verfolgen der eigenen Interessen und wiederholte Phasen von Arbeitslosigkeit.
Lücken im Lebenslauf sind nichts Schlimmes. Man braucht sie nicht als eine absichtliche berufliche Pause wie sabbatical oder gap year aufzufassen – zwei moderne Stichwörter der letzten Monate. Bei der Suche nach einer Stelle, die Ihren Qualifikationen entspricht, artikulieren Sie welche Fähigkeiten und Kenntnisse Sie Ihrem zukünftigen Arbeitgeber anbieten. Ergänzen Ihr Wissen durch aktuelle Trends und Werkzeuge.

Wählen Sie den Arbeitgeber, nicht die Stelle
In der heutigen Welt steht der Arbeitgeber vor der Herausforderung, seine Mitarbeiter nicht nur zu gewinnen, sondern auch zu halten. Er will seine zuverlässigen Mitarbeiter nicht verlieren, weil sie sich in einem anderen Beruf ausprobieren möchten, nein, er ermöglicht solche Transfers von sich aus.
Wenn es in Ihrer Branche große Unternehmen gibt, lernen Sie sie richtig kennen und analysieren Sie deren Stellenausschreibungen. So erfahren Sie, wie sich die Ihnen vertrauten Berufsbilder ändern, aber auch welche neuen Stellen existieren, die es vor ein paar Jahren noch nicht gab. Fundierte Kenntnisse über den Arbeitgeber und seine Produkte oder Dienstleistungen helfen Ihnen bei einem Vorstellungsgespräch zu glänzen. In zunehmendem Maße ist dies in den ersten Interviewrunden auch ein entscheidender Faktor, der die Motivation und das Engagement des Kandidaten gut widerspiegelt.

Ergreifen Sie die Initiative
Wenn Sie bereits die Traumarbeitgeber gefunden haben, suchen Sie direkt auf deren Karriereseiten im Internet nach offenen Stellen. Wenn die Firma gerade keine passenden Vakanzen hat, senden Sie eine Initiativbewerbung. Diese Bewerbungsart eignet sich am besten bei kleinen und mittleren Unternehmen. Kleinstunternehmen, d.h. Einzelunternehmer oder Unternehmen mit 2 bis 3 Mitarbeitern benötigen selten zusätzliches Personal. Andererseits, bei großen Arbeitgebern besteht die Gefahr, dass die Bewerbung nie den richtigen Entscheider erreicht.
Wenn Sie sich für eine Initiativbewerbung entscheiden, schreiben Sie ein paar Worte über sich selbst. Beschreiben Sie, was Sie dem Unternehmen bieten können und in welchem Bereich Sie tätig sein möchten. Wenn Sie selbst nicht wissen, was Sie machen möchten, wird der Rekruiter für Sie höchstwahrscheinlich keine passende Beschäftigung finden. Da der Arbeitgeber Ihre Bewerbung nicht erwartet, können Erläuterungen zu Ihrer Motivation und Ihren beruflichen Kompetenzen entscheidend sein. Es ist ebenfalls vorteilhaft zu erklären, warum Sie genau bei diesem Arbeitgeber arbeiten möchten. Durch das Ergreifen der Initiative wird Ihr Start einfacher, es gibt keine Mitstreiter.

Ein professionelles Bewerbungsfoto ist ein Passierschein
Ein unpassendes Foto kann sich negativ auf den Verlauf Ihrer Bewerbung auswirken. Das Foto muss professionell sein. Fügen Sie dem Lebenslauf nie ein Passfoto bei, das in der Regel kalt und daher abschreckend wirkt. Sie sollten den Betrachter anlächeln und zur Kontaktaufnahme einladen.
Bevor Sie sich für einen Fotografen entscheiden, machen Sie sich mit dessen Portfolio vertraut. Wenn Sie Ihr Bewerbungsfoto nicht bei einem Mitgliedstudio des Bunds Professioneller Portraitfotografen (www.b-p-p.info) machen lassen möchten und auch nicht die Möglichkeit haben, das Foto selbst zu machen, fügen Sie am besten kein Foto bei. Das Fehlen eines Fotos wird nicht negativ beurteilt.

Verbessern Sie Ihre Deutschkenntnisse
Je besser Ihre Deutschkenntnisse, desto größer ist die Chance auf einen interessanten Job. Außerdem erleichtert es Ihnen, am sozialen Leben teilzunehmen und hilft Ihnen bei den Behördengängen.
Wie kann man lernen? Am besten unter Deutschen. Ihr Deutsch wird damit an Authentizität und Sie neue Kontaktpersonen in Ihrem Netzwerk gewinnen. Sehen Sie fern, hören Sie Radio, schauen Sie Videos in deutscher Sprache an (auf YouTube ist auch die deutschsprachige Ausgabe von TEDx zu finden), lesen Sie die Online-Ausgaben von deutschen Zeitungen. Es kann vorteilhalft sein, sich mit dem Berufsdeutsch und Fachjargon vertraut zu machen – im Netz können Sie nach berufs- und branchenspezifischen Portalen suchen.

Einen Job zu finden ist eine schwierige Aufgabe. Es erfordert viel Vorbereitung, nimmt viel Zeit in Anspruch und bringt eine Menge Enttäuschungen mit sich. Aber – wie beim Lotto – um zu gewinnen, muss man ein Los kaufen. Je mehr Bewerbungen Sie verschicken, desto öfter werden Sie zu Interviews eingeladen.
Es ist nicht notwendig, den Traumjob für die erstbeste Arbeit aufzugeben, nur weil sie sich geboten hat. Es lohnt sich die Zeit zu nehmen, die eigenen Fähigkeiten und die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes zu verstehen und eine für sich relevante Such- und Bewerbungsstrategie zu finden. Schließlich wird die Zufriedenheit im Job die Lebensqualität verbessern.

Autorin: Dr. Magdalena Maśluk-Meller

 

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